1. Wiederholungen: Steter Tropfen höhlt den Stein
Wiederholungen spielen von Geburt an eine zentrale Rolle für viele Lernprozesse. Noch in Windeln haben wir gelernt, dass bestimmte Gesichter immer wieder vor uns auftauchen und häufig dieselben Laute von sich geben. Wir haben selbst immer wieder dieselben Laute gebrabbelt und Bewegungen wiederholt. Wir haben Vokabel solange erneut gelesen, gesprochen und aufgeschrieben, bis wir sie auswendig konnten. Parteien präsentieren uns vor jeder Wahl ihr Spitzenpersonal auf unzähligen Plakaten. Und allen Radiohörern, die nach den Verkehrsnachrichten nicht rechtzeitig abschalten, wird wieder und wieder eingebläut, welche Firma Steinschläge in der Windschutzscheibe repariert.
Neben einfachen bildlichen oder wortwörtlichen Wiederholungen begegnen uns aber auch Botschaften, deren inhaltlicher Kern zwar gleich ist, deren äußere sprachliche oder bildhafte Verpackung sich aber ändert. Beispielsweise wurde im Frühjahr 2015 quer durch die deutsche Medienlandschaft überwiegend negativ wertend über Griechenland berichtet [1]. Die mit verschiedenen Formulierungen und Bildern hundertfach wiederholte Botschaft war, dass «die Griechen» und besonders ihre politische Führung unzuverlässig und nicht vertrauenswürdig wären. (Dieser tendenziösen Berichterstattung folgend kippte dann die Zustimmung der Bevölkerung zum Verbleib Griechenlands in der Eurozone.) Bevor wir uns mit solchen komplexeren Wiederholungen beschäftigen, werden wir ein paar grundlegende, aber teilweise verblüffende Effekte von Wiederholungen kennenlernen. Wir starten bei einfachen Laborexperimenten mit Reaktionszeitmessungen und landen am Ende bei der Glaubwürdigkeit von Schlagzeilen.
Quellen:
[1] Otto, K. & Köhler, A. (2016). Die Berichterstattung deutscher Medien in der griechischen Staatsschuldenkrise. IMK Studies, Nr. 45, Hans-Böckler-Stiftung: Düsseldorf.