1.4 Wiederholungen: Glaubwürdiger
Bis hierher haben wir gesehen, dass die Wiederholung von Informationen zu einer schnelleren allgemeinen Verarbeitung (Priming), zu einer positiveren Einstellung (Mere exposure effect) und zu einer Überschätzung der Berühmtheit von Personen (False fame) führt. Wie sieht es nun mit inhaltlich etwas komplexeren Botschaften aus, wie sie für unseren Medienalltag typisch sind? Die nächste Studie beschäftigte sich mit der Glaubwürdigkeit von Schlagzeilen, die verschiedenen Boulevardblättern entnommen waren [5]. Darunter waren auch eher weniger glaubwürdige Aussagen, wie zum Beispiel: „Chlor im Schwimmbecken kann gegen Hautkrebs helfen“. Die Versuchspersonen sollten in diesem Experiment auf einer Skala angeben, für wie glaubwürdig sie die jeweilige Aussage hielten. Wie schon in den zuvor besprochenen Experimenten wurde ein Teil der Schlagzeilen später unter der gleichen Aufgabenstellung erneut präsentiert. Sie ahnen das Ergebnis: Wiederholte Schlagzeilen hatten im Durchschnitt höhere Glaubwürdigkeitswerte als erstmalig präsentierte Schlagzeilen. Wie lässt sich dieser Befund erklären?
Man hat zunächst herausgefunden, das unglaubwürdige Schlagzeilen mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und bevorzugt weiterverarbeitet werden. Umgangssprachlich formuliert, denken wir über abstruse Behauptungen automatisch etwas mehr nach. Nun könnte man meinen, dass dies dazu führen müsste, dass gerade die Unglaubwürdigkeit dadurch besonders stark auffallen würde. Hier kommt jedoch ein Effekt zum Tragen, mit dem wir uns später noch eingehender beschäftigen werden: Es fällt uns in der Regel einfacher, bestätigende Argumente für eine Aussage zu finden, als widerlegende Argumente gegen eine Aussage! Wir müssen uns also in gewissem Umfang zwingen, aktiv nach Gegenargumenten zu suchen, weil ansonsten vorwiegend die bestätigenden Informationen aus unserem Gedächtnis abgerufen werden. Da wir jedoch beim „Konsum“ von Medien in der Regel nicht ständig alles tiefgründig durchdenken (können), kann diese sogenannte Bestätigungsverzerrung (auch Bestätigungsfehler oder Confirmation Bias) seine Wirkung entfalten. Als Konsequenz kommt es also unter Umständen dazu, dass man Aussagen mit geringer Glaubwürdigkeit bei der wiederholten Darbietung mehr Glauben schenkt, weil man sich selbst unbewusst mehr Argumente dafür als Argumente dagegen geliefert hat!
Quellen:
[5] Gibbons, J. A., Lukowski, A. F., & Walker, W. R. (2005). Exposure Increases the Believability of Unbelievable News Headlines via Elaborate Cognitive Processing. Media Psychology, 7(3), 273–300. https://doi.org/10.1207/S1532785XMEP0703_3